Richter 19
 
Und es geschah in jenen Tagen, als kein König in Israel war, daß sich ein levitischer Mann an der äußersten Seite des Gebirges Ephraim aufhielt; und er nahm sich eine Nebenfrau aus Bethlehem-Juda.
Hier nimmt ein levitischer Mann eine Nebenfrau aus Bethlehem-Juda, in Ri 17:7 wird ein Levit aus Bethlehem-Juda erwähnt.
Zu jener Zeit: Ri 17,6.
Zu dieser Zeit lebt Pinehas noch (Ri 20,28).
Und seine Nebenfrau hurte neben ihm; und sie ging von ihm weg in das Haus ihres Vaters, nach Bethlehem-Juda, und war dort eine Zeitlang, vier Monate.
Beachte: die Wendung, die hier mit volle vier Monate lang übersetzt wird, ist im Hebräischen יָמִים אַרְבָּעָה חֳדָשִֽׁים, bis auf ein Wav dieselbe wie in 1. Sam 27,7 (יָמִים וְאַרְבָּעָה חֳדָשִֽׁים), wo sie mit «ein Jahr und vier Monate» übersetzt wird.
Und ihr Mann machte sich auf und ging ihr nach, um zu ihrem Herzen zu reden, sie zurückzubringen; und sein Knabe war mit ihm und ein Paar Esel. Und sie führte ihn in das Haus ihres Vaters; und als der Vater der jungen Frau ihn sah, kam er ihm freudig entgegen.
Ein Paar Esel: ein Esel für die Frau, ein Esel für den Proviant.
Dass die Frau ihn zu ihrem Vater bringt, deutet darauf hin, dass sie über seine Ankunft erfreut war. Ihr Vater war auch erfreut: ein vielversprechender Neuanfang.
Und sein Schwiegervater, der Vater der jungen Frau, hielt ihn zurück, und er blieb drei Tage bei ihm; und sie aßen und tranken und übernachteten dort.
Und es geschah am vierten Tag, da machten sie sich des Morgens früh auf, und er erhob sich, um fortzugehen. Da sprach der Vater der jungen Frau zu seinem Schwiegersohn: Stärke dein Herz mit einem Bissen Brot, und danach mögt ihr ziehen.
Das Herz mit einem Bissen Brot stärken: vgl Ps 104,15.
Und sie setzten sich und aßen und tranken beide miteinander. Und der Vater der jungen Frau sprach zu dem Mann: Laß es dir doch gefallen und bleibe über Nacht und laß dein Herz fröhlich sein!
Und als der Mann sich erhob, um fortzugehen, da drang sein Schwiegervater in ihn, und er übernachtete wiederum dort.
Und am fünften Tag machte er sich des Morgens früh auf, um fortzugehen; da sprach der Vater der jungen Frau: Stärke doch dein Herz und verzieht, bis der Tag sich neigt! Und so aßen sie beide miteinander.
Und der Mann erhob sich, um fortzugehen, er und seine Nebenfrau und sein Knabe. Aber sein Schwiegervater, der Vater der jungen Frau, sprach zu ihm: Siehe doch, der Tag nimmt ab, es will Abend werden; übernachtet doch! Siehe, der Tag sinkt, übernachte hier und laß dein Herz fröhlich sein; und ihr macht euch morgen früh auf euren Weg, und du ziehst nach deinem Zelt.
Aber der Mann wollte nicht übernachten, und er erhob sich und zog fort; und er kam bis vor Jebus, das ist Jerusalem, und mit ihm das Paar gesattelter Esel, und seine Nebenfrau mit ihm.
Sie waren bei Jebus, und der Tag war sehr herabgesunken, da sprach der Knabe zu seinem Herrn: Komm doch und laß uns in diese Stadt der Jebusiter einkehren und darin übernachten.
Aber sein Herr sprach zu ihm: Wir wollen nicht in eine Stadt der Fremden einkehren, die nicht von den Kindern Israel sind, sondern wollen nach Gibea hinübergehen.
Beachte, dass Gibea eine Stadt Benjamins ist, die für die Leviten ausgesondert ist: Jos 21,17.
Und er sprach zu seinem Knaben: Komm, daß wir uns einem der Ort nähern und in Gibea oder in Rama übernachten.
So zogen sie vorüber und gingen weiter, und die Sonne ging ihnen unter nahe bei Gibea, das Benjamin gehört.
Und sie wandten sich dahin, daß sie hineinkämen, um in Gibea zu übernachten. Und er kam hinein und setzte sich hin auf den Platz der Stadt; und niemand war, der sie ins Haus aufgenommen hätte, um zu übernachten.
Wer würde in so einer Stadt einen Fremden aufnehmen? Natürlich ein anderer Fremdling (Vers 16).
Und siehe, ein alter Mann kam von seiner Arbeit, vom Feld, am Abend; und der Mann war vom Gebirge Ephraim, und er hielt sich in Gibea auf; die Leute des Ortes aber waren Benjaminiter.
Und er erhob seine Augen und sah den Wandersmann auf dem Platz der Stadt, und der alte Mann sprach: Wohin gehst du? Und woher kommst du?
Und er sprach zu ihm: Wir reisen von Bethlehem-Juda nach der äußersten Seite des Gebirges Ephraim; von dort bin ich her, und ich bin nach Bethlehem-Juda gegangen, und ich wandle mit dem Haus Jehovas; und niemand ist, der mich in sein Haus aufnimmt.
Er antwortet erst auf die zweite Frage, dann auf die erste Frage.
Möglicherweise hatte er vor, zum Haus des Herrn zu gehen, um für die erfolgreiche Rüchholung seiner Frau zu danken. Vgl aber Ri 19,28.
Und wir haben sowohl Stroh als auch Futter für unsere Esel, und auch Brot und Wein habe ich für mich und für deine Magd und für den Knaben, der mit deinen Knechten ist; es mangelt an nichts.
Da sprach der alte Mann: Friede dir! Nur liege all dein Bedarf mir ob; doch auf dem Platz übernachte nicht.
gab Futter: eigentlich etwa: «vermengte/vermischte» Futter (יָּ֖בָול< Strongs 1101)
Und er führte ihn in sein Haus und gab den Eseln Futter. Und sie wuschen ihre Füße und aßen und tranken.
Und als ihr Herz guter Dinge war, siehe, da umstellten Männer der Stadt, Sőhne Belials, das Haus und schlugen an die Tür und sprachen zu dem alten Mann, dem Hausherrn: Bring den Mann heraus, der in dein Haus gekommen ist, damit wir ihn erkennen!
Dieselbe Wendung findet sich auch in 1. Mo 19,5.
Und der Mann, der Herr des Hauses, ging zu ihnen hinaus und sprach zu ihnen: Nicht doch, meine Brüder, tut doch nicht übel; nachdem dieser Mann in mein Haus gekommen ist, begeht nicht diese Schandtat!
Siehe, meine Tochter, die Jungfrau, und seine Nebenfrau, lasst mich doch sie herausführen; und schwächt sie und tut mit ihnen, was gut ist in euren Augen; aber an diesem Mann begeht nicht diese Schandtat!
Nach den Worten des Mannes, den sie erkennen wollten, wollten sie ihn umbringen (Ri 20,5). Deshalb betrachtete der Hausherr seine Entscheidung vielleicht als kleineres Übel.
Aber die Männer wollten nicht auf ihn hören. Da ergriff der Mann seine Nebenfrau und führte sie zu ihnen hinaus auf die Straße; und sie erkannten sie und mißhandelten sie die ganze Nacht bis an den Morgen; und sie ließen sie gehen, als die Morgenröte aufging.
Die Männer wussten, dass ihr Tun böse war, sie wollten am Tag nicht gesehen werden.
Und die Frau kam beim Anbruch des Morgens und fiel nieder am Eingang des Hauses des Mannes, woselbst ihr Herr war, und lag dort, bis es hell wurde.
Und als ihr Herr am Morgen aufstand und die Tür des Hauses öffnete und hinaustrat, um seines Weges zu ziehen: Siehe, da lag die Frau, seine Nebenfrau, an dem Eingang des Hauses, und ihre Hände auf der Schwelle.
Der Mann wollte offenbar ohne seine (Neben-)Frau seines Weges ziehen.
Schwelle: 2. Mo 12,22.
Und er sprach zu ihr: Stehe auf und laß uns gehen! Aber niemand antwortete. Da nahm er sie auf den Esel, und der Mann machte sich auf und zog an seinen Ort.
Er zog nicht zum Haus Gottes, wie er es erst vorgehabt hatte. (Ri 19,18).
Und als er in sein Haus gekommen war, nahm er sein Messer und ergriff seine Nebenfrau und zerstückte sie, nach ihren Gebeinen, in zwölf Stücke; und er sandte sie in alle Grenzen Israels.
Dieser Mann (hat er einen Namen?) zerstückelte seine Nebenfrau (Ri 20,6) und sandte sie in das Gebiet Israels. Saul tat etwas ähnliches mit einem Gespann Rinder (1. Sam 11,7).
Und es geschah, ein jeder, der es sah, sprach: Solches ist nicht geschehen noch gesehen worden vom Tag an, da die Kinder Israel aus dem Land Ägypten heraufgezogen sind, bis auf diesen Tag. Bedenkt euch darüber, beratet und redet!
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