Textfamilien
Bis 400 n. Chr. haben sich 4 Texttypen herauskristallisiert:
- Alexandrinischer
- Byzantinischer
- Cäsareanischer (engl: Caesarean)
- Westlicher (engl: Western)
Der Text des Alexandrinischen Texttyps ist etwas kürzer als der der anderen Familien.
Der Text der ältesten bekannten Manuskripte, die einen Grossteil des Neuen Testamentes enthalten, entspricht dem Alexandrinischen Texttyp:
Der Byzantische Text ist der Standardtext des Mittelalters und diente als z. B. als Grundlage für die King-James Übersetzung.
Dieser Typ wird auch
Mehrheitstext genannt, weil er in der Mehrheit der
Manuskripte vorkommt.
Der Text des Westlichen Typs ist länger wie der, der anderen Familien.
Die
Vulgata basiert auf dem westlichen Texttyp.
Der Cäsareanische Texttyp wurde nur in den
Evangelien identifiziert.
Obwohl die Namen geographische Herkunft implizieren, kann nicht daraus geschlossen werden, wo ein Dokument gefunden wurde. Dokumente verschiedener Textfamilien wurden an verschiedenen Orten gefunden.
Entdeckung von Dokumenten ab 1500
Ab 1500 wurden ca 6000 Dokumente gefunden und katalogisiert.
Bei den gefundenen Dokumenten dominiert der Alexandrinische und Byzantische Texttyp. Die beidenen anderen Textttypen sind so selten, dass einige zweifeln, dass es diese Textttypen gegeben hätte.
Alexandrinischer vs Byzantinischer Text
Die heutige Debatte reduziert sich deshalb eigentlich darauf, welcher Texttyp der richtige ist: alexandrinischer oder byzantinischer.
| Alexandrinisch | Byzantinisch |
Häufigkeit | ca 2% | ca 90% |
Text | kürzer | länger |
Alter | ältere Manuskripte | jüngere Manuskripte |
Konsistenz | weniger | mehr |
Das stärkste Argument für den Alexandrinischen Texttyp ist ihr Alter, das stärkste für den Byzantinischen ihre Konsistenz.
Offenbar haben auch Kirchväter den Alexandrinischen Texttyp zitiert.
Heutzutage wird häufig der alexandrinische Text für Übersetzungen gewählt.
Konsistenz
Alexandrinischer Text: die beiden führenden alexandrinischen Texte sind der Codex Vaticanus und der Codex Sinaiticus. Diese haben durchschnittlich 38 Unterschiede pro Kapitel in den 4 Evangelien zwischen sich selbst.
Byzantinischer Text: Eigentlich könnte man meinen, dass die Menge der gefundenen Byzantinischen Texte das stärkste Argument für diese ist. Aber es stellt sich heraus, dass diese Texte sehr konsistent untereinander sind, obwohl sie von verschiedenen Orten stammen. Sie haben aber dennoch genügend Variation, um zu zeigen, dass sie nicht von einer einzigen Quelle kopiert worden sind.
Mehrheitstext/Textus Receptus vs. Westcott Hort
Als 1881
Westcott und Hort The New Testament in the Original Greek veröffentlichten, rief dies eine Reaktion derer hervor, die an der Überlegenheit des Mehrheitstexts oder Textus Receptus fest hielten.
Die Argumente, die für den Mehrheitstext/TR genannt wurden und werden, sind im wesentlichen:
- Gott hat den Text nicht nur (wörtlich) inspiriert, sondern auch dafür gesorgt, dass dieser Text den Gläubigen jederzeit unverfälscht zur Verfügung stand.
- Heretiker hätten den Text (wissentlich und willentlich) verfälscht.
- Die grosse Menge von MT Zeugen lassen statistisch gesehen nur den Schluss zu, dass diese den ursprünglichen Text enthalten
- Die frühen byzantinischen Texte seien, wegen ihres häufigen Gebrauchs, schneller abgenutzt worden und deshalb nicht mehr vorhanden. (Auch seien die [falschen] alexandrinischen Texte im trockenen Ägypten besser erhalten worden).
Diese Argumente wurden vermutlich von
John Burgon erstmals formuliert.
Dabei hat er die Unterschiede zwischen dem Mehrheitstext und dem Textus Receptus kaum berücksichtigt. Die Konsequenz davon ist, dass auch heute kaum zwischen diesen beiden Version unterschieden wird.
Offenbar hat Burgon einen derartig angriffigen Schreibstil, dass sich nur wenige, wenn überhaupt, mit seinen Argumenten auseinandersetzen wollten.