Domenico Maria de Novera
Der Lehrer von Kopernikus in Bologna war Domenica Maria de Novera, ein begeisterter Neoplatoniker.
De Novera griff das
ptolemäische System an: das Himmelssystem musste doch einfacher sein, so dass es keine
Epizyklen, Deferenten, Äquanten etc. benötigte.
Offenbar übernahm Kopernikus diesen Gedanken: das komplizierte
Epizykel-Modell war eine Versündigung gegen den Geist der platonischen Philosophie. Sicherlich hat Gott ein einfaches und elegantes Weltall geschaffen.
Diesen Frevel wollte Kopernikus mit einem einfacheren Modell wieder gut machen.
Anfänglich wenig Einfluss
Bis
Galileo Galilei Siderius Nuncius veröffentlichte (161), hatte die neue kopernikanische Lehre kaum Einfluss auf die gelehrten Europas. Nur eine Handvoll von Wissenschaftlern bekannten sich zur Heliozentrik als
physikalische Tatsache, nicht bloss eine Vereinfachung zur Berechnung der Planetenpositionen.
Vgl. Tredwell u. Barker Copernicus' First Friends (2004).
Robert S. Westmann (1980, S. 136) listet als Heliozentriker vor 1600 auf:
Dazu kommen Gemma Frisius, der das kopernikanische System als Beschreibung vorzog und William Gilbert, der zwar nie die Heliozentrik explizit anerkannte (aber die Erdrotation).
Diese Liste kann vermutlich nicht als vollständig angeschaut werden.
Dennis Danielson, Rheticus' Biograph, zählt 60 Jahre nach Erscheinen von
De revolutionibus orbium coelestium maximal 15 »certifiable astronomers of all of Europe«, die sich als Anhänger des Kopernikanischen Systems bekannten (2006, S. 223)
1513 - Anfrage zur Kalenderreform
Paul von Middelburg (der Bischof von Fossombrone) bat 1513 Kopernikus, sich zur
Kalenderreform zu äussern.
Kopernikus soll geantwortet haben, dass die Kenntnisse über die Umlaufszeiten von Sonne und Mond noch nicht genügend fundiert seien, um eine Reform einzuleiten. L. A. Birkenmajer vermutet sogar, dass Kopernikus dazu eine kleine Abhandlung an Paul von Middelburg geschickt habe.
Darüber äussert sich Kopernikus im Vorwort
Denn als vor nicht gar langer Zeit unter Leo X im lateranischen Concile die Frage wegen der Verbesserung des Kirchenkalenders erörtert wurde, blieb dieselbe nur deshalb unerledigt, weil die Grösse des Jahrs und des Monats, und die Bewegungen der Sonne und des Mondes für noch nicht hinreichend bestimmt erachtet wurden. Angeregt durch den berühmten Herrn Paulus, Bischof von Fossombronn, der damals jener Angelegenheit vorstand, legte ich mich seit jener Zeit darauf, diese Gegenstände genauer zu beobachten.